Allgemeine politische, gesellschaftliche und kulturelle Konjunkturen pflegen sich bekanntlich auch innerhalb der Geschichtswissenschaft widerzuspiegeln. Insofern verwundert es nicht, dass unter den Vorzeichen eines zusammenwachsenden Europa in den vergangenen Jahren ein gesteigertes Interesse an der Geschichte unserer europäischen Nachbarn festzustellen ist. Dieses findet seinen Niederschlag nicht nur in der Tatsache, dass es beim 45. Deutschen Historikertag erstmals Partnerländer geben wird, sondern auch in den Lehrveranstaltungen der Universitäten und in einem wachsenden Bedarf an "Nationalgeschichten" zumal der europäischen Völker und Staaten, die Fachhistorikern, Studierenden, aber auch einer breiteren, interessierten Öffentlichkeit zuverlässige und den aktuellen Forschungsstand wiedergebende Informationen bieten.
Hier hat sich in den vergangenen Jahren, beginnend mit dem von Ernst Hinrichs herausgegebenen Band zu Frankreich [1], eine Reihe "Kleiner" Nationalgeschichten aus dem Haus Reclam einen guten Namen gemacht. Nun ist, herausgegeben von Wolfgang Altgeld, eine "Kleine italienische Geschichte" erschienen. Warum diese nicht in Analogie zu den anderen Bänden der Reihe "Kleine Geschichte Italiens" genannt worden ist, wird nicht ausdrücklich thematisiert, das Vorwort legt jedoch nahe, dass dieser Titel gewählt worden ist, um von vornherein jeden Eindruck abzuwehren, es sei beabsichtigt, die Geschichte Italiens "nationalgeschichtlich zu perspektivieren, sie anhand des modernen nationalpolitischen Paradigmas zu strukturieren, auf Nationalbewegung und Nationalstaatsgründung des 19. Jahrhunderts zulaufende Linien in den vorausliegenden Epochen und [...] eigentlich nationalistische Traditionsbildungen im selektiven Rückgriff auf alle ältere Geschichte dieses Raumes Italien besonders herauszuheben und übermäßig zu gewichten" (11). Damit wird der traditionellen, durch die Ideenwelt des Risorgimento geprägten italienischen Historiografie des späten 19. und eines großen Teils des 20. Jahrhunderts eine eindeutige Absage erteilt.
Insbesondere dann, wenn man die italienische Geschichte vor 1860 als die eines "Raumes" und nicht als Vorgeschichte des Nationalstaats versteht, stellen sich zwei Probleme: Erstens wie die Geschichte der Einzelstaaten, denen bekanntlich ein sie überwölbender institutioneller Rahmen, wie ihn im deutschen Raum das Alte Reich, der Rheinbund und der Deutsche Bund darstellten, fehlte, im Rahmen einer italienischen Geschichte zu gewichten ist, und zweitens wie man der Gefahr entgehen kann, angesichts der zahlreichen regionalen und teils lokalen Besonderheiten den sprichwörtlichen "roten Faden" zu verlieren und insbesondere die Nichtspezialisten unter den Lesern heillos zu verwirren. Die erste dieser Fragen ist von den Verfassern der Einzelbeiträge des Bandes durchaus unterschiedlich beantwortet worden. Hinsichtlich der Zweiten haben Verlag und Herausgeber "die Konzentration auf die politische Geschichte: auf die Geschichte von Herren und Herrschaften, Staatlichkeiten und Verfassungen, internationalen Verhältnissen und kriegerischen Auseinandersetzungen, reformerischen und revolutionären Bewegungen von unten" als das geeignete Mittel zur Strukturierung "eines so reichen Stoffs" erachtet (10), ohne dass die Darstellung jedoch bei einer eng verstandenen Politikgeschichte stehen bleiben soll. Die Entscheidung über Gewichtungen und allfällige Perspektivenerweiterungen sind in das Ermessen der einzelnen Autoren gestellt.
Damit ist angedeutet, dass, anders als bei anderen Bänden der Reclam-Reihe [2], die "Kleine italienische Geschichte" keine durchgehende Gesamtdarstellung aus der Feder eines Autors ist, sondern, wie etwa auch die "Kleine Geschichte Frankreichs", ein Sammelwerk von Spezialisten der einzelnen Epochen, was einerseits angesichts der zu bewältigenden Stofffülle einer adäquaten Behandlung der einzelnen Epochen förderlich ist, andererseits aber auch zu einer mangelnden Kohärenz der Einzelbeiträge führen kann. In der Tat weisen die Abschnitte des vorliegenden Bandes durchaus unterschiedliche Profile auf.
Allerdings verfügen die einzelnen Abschnitte mit dem als bewährt einzustufenden Gliederungsprinzip der "Kleinen Geschichten" gleichsam über ein Korsett, das einen vergleichbaren Aufbau der Beiträge sicherstellt: Einem knappen Epochenblick folgt eine wechselnde Anzahl von Kapiteln, die jeweils durch eine Zeittafel eingeleitet werden und ihrerseits in eine Reihe von durch Zwischenüberschriften charakterisierten Unterabschnitten zerfallen. Zu jedem Beitrag gibt es ein eigenes Literaturverzeichnis, das Anregungen zu vertiefter Lektüre gibt. Auf einen Anmerkungsapparat wurde, wie in der Reihe üblich, verzichtet.
Den vom Untersuchungszeitraum wie vom Umfang her längsten Beitrag des Bandes hat Thomas Frenz verfasst. Dass er mit seinen Ausführungen zu "Italien im Mittelalter (950-1454)" erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts einsetzt, geht, wie das Vorwort andeutet, auf Vorgaben von Herausgeber und Verlag zurück. Neben den Rücksichten auf den Gesamtumfang des Bandes werden der Beginn der "lange[n] enge[n] Verschränkung der Räume italienischer und deutscher Geschichte" sowie "ein erstes 'Risorgimento' nach den Verwüstungen und Anfängen" angeführt (11) - darüber, ob die Argumente des Verfassers, der die wichtigere Zäsur "im Umbruch von der Antike ins frühe Mittelalter feststellen" wollte (10), nicht vielleicht doch die besseren waren, lässt sich gewiss streiten. Dem Rezensenten scheint einiges dafür zu sprechen, sieht Frenz sich doch aufgrund der ihm auferlegten Beschränkung gezwungen, etwa den für die Geschichte Italiens seit der Antike grundlegenden Zerfall der Halbinsel in verschiedene Zonen in knappster Form im Rahmen des "Epochenüberblicks" zu behandeln (15 f.). Auch für die Einordnung der Übernahme des westlichen Kaisertums durch Otto I. (18 f.) und im Kontext der Geschichte des Kirchenstaats hätte die Einbeziehung der Jahrhunderte seit der Ostgotenherrschaft oder seit dem Langobardeneinfall in Italien (568) offensichtliche Vorteile besessen.
Gleichwohl hat die Darstellung auch ihre Stärken. Knapp und präzise werden die politischen Entwicklungen in den Großregionen erfasst und zumindest die profiliertesten Akteure in der sich herausbildenden italienischen Staatenwelt eigens berücksichtigt. Dabei erschöpft sich Frenz nicht in reiner Ereignisgeschichte, sondern bezieht durchaus auch Strukturen ein ("Kommunen und Signorien in Norditalien", 36-42). Die Konzentration auf die politische Geschichte hat er, womöglich bedingt durch den ihm zur Verfügung stehenden Raum, allerdings recht strikt vollzogen.
In einem etwas stärkeren Maße bettet Rudolf Lill seine Ausführungen über "Das Italien der Hoch- und Spätrenaissance. Vom Frieden von Lodi bis zum Frieden von Cateau-Cambrésis (1454-1559)" in die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen ein, insbesondere im Exkurs über das Renaissance-Papsttum (165-171). Vor allem aber verdeutlicht er anschaulich den Weg, der vom Gleichgewicht der italienischen Führungsmächte zur Etablierung der spanischen Hegemonie führte.
Am weitesten von einer im strengen Sinne politikgeschichtlichen Darstellung entfernen sich Angelica Gernert und Michael Groblewski, die gemeinsam für einen Überblick über die italienischen Einzelstaaten sowie die Darstellung der Entwicklung vom Frieden von Cateau-Cambrésis bis zum Ende des napoleonischen Zeitalters ("Von den italienischen Staaten zum ersten Regno d'Italia. Italienische Geschichte zwischen Renaissance und Risorgimento [1559-1814]) verantwortlich zeichnen. Der Versuch einer Verknüpfung von "Kulturgeschichte und Ereignisgeschichte" (189) ist grundsätzlich zu begrüßen. Dass der Gang der Ereignisse in diesem Abschnitt teilweise weniger klar herausgearbeitet erscheint als in anderen Teilen dieses Bandes ist ein Preis, den man dafür zu zahlen bereit sein mag. Umso wichtiger erscheint es dann allerdings, die politischen Fakten korrekt darzubieten. Hier hat sich nun aber eine ganze Reihe von sachlichen Fehlern und Ungenauigkeiten eingeschlichen, die im Einzelnen nicht gravierend erscheinen mögen, teilweise jedoch verfälschend wirken und größtenteils mit etwas mehr Sorgfalt vermeidbar gewesen wären. Im Folgenden einige Beispiele: Die Republik Genua verlor ihre "restlichen überseeischen Besitzungen" (außer Korsika) nicht "aufgrund der spanischen Dominanz" (181), sondern diese fielen, größtenteils schon im 15. Jahrhundert, an das Osmanische Reich. Auch verkaufte die Republik 1576 keinesfalls Oneglia an Savoyen (ebenda), sondern setzte diesem Verkauf (durch Gian Gerolamo Doria) vielmehr größten Widerstand entgegen. Und beim genuesischen Dogen von einer "große[n] Entscheidungskompetenz" zu sprechen (182), verzeichnet die genuesischen Verfassungsverhältnisse nach 1526 ganz erheblich. Im mantuanischen Erbfolgekrieg "die Eingliederung ins Reich" als Alternative zur Sukzession der Linie Gonzaga-Nevers darzustellen (203) erscheint ebenso miss- beziehungsweise unverständlich wie die Aussage, dass die "Reichspolitik Österreichs" im 18. Jahrhundert "einerseits auf eine Vereinheitlichung des Staatensystems auf der Halbinsel, andererseits auf eine vereinnahmende Integration ins Reich" abgezielt habe (212). Spielen die Autoren hier auf die Versuche zu einer Wiederbelebung der Reichsrechte in Italien an (die nicht systematisch abgehandelt wird)? Auffällig ist ferner, dass der methodischen 'Fortschrittlichkeit' ein bemerkenswerter Traditionalismus in der Bewertung der Ereignisse gegenübersteht: So wird "der Aufstieg Piemont-Siziliens zum 'nationalen' Königtum" in bester Risorgimento-Manier "als Schritt auf dem Weg zum späteren Nationalstaat" herausgestellt (212) und die von Karl Otmar von Aretin herausgearbeitete "Renaissance ghibellinischer Gefühle" im Zusammenhang mit dem Machtzuwachs der österreichischen Habsburger (209) rundweg zurückgewiesen. Immerhin wird an anderer Stelle eingeräumt, dass "[d]ie habsburgischen und die bourbonischen Sekundogenituren in Mittelitalien und in Süditalien [...] nicht zu bloßer Fremdherrschaft" geraten seien (220). Die Zeit der Französischen Revolution und Napoleons wird auf gut vier Seiten sehr knapp abgehandelt.
Stärker politikgeschichtlich orientiert, aber um einiges zuverlässiger ist die Schilderung der Risorgimento-Epoche durch den Herausgeber, der sich auf der Höhe der historiografischen Diskussion zeigt und es nicht versäumt, auch die Probleme der Einigungsbewegung wie auch des jungen italienischen Nationalstaats (bis zum Sturz der "Destra storica" 1876) angemessen zu berücksichtigen, zumal die Schwäche der Nationalbewegung bis zur vollzogenen Einigung sowie die riesigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Nord und Süd (278-281).
Die letzten drei Abschnitte des Bandes, über die Entwicklung von 1876 bis zum Ende des Weltkriegs, über das faschistische Italien und über die seit 1945 bestehende Republik, stammen sämtlich von dem in diesem Band sozusagen als "Allzweckwaffe" eingesetzten Rudolf Lill und wirken teilweise wie ein Konzentrat der entsprechenden Kapitel aus der Monografie Lills.[3] Ein besonderer Akzent liegt auf der Schilderung der innenpolitischen Kräfteverhältnisse, bis in die jüngste Zeit, bis zum Wahlsieg Silvio Berlusconis vom Mai 2001 - wobei die Sympathien Lills unverkennbar auf der konservativen Seite liegen.
Angesichts seiner insgesamt doch recht heterogenen Bestandteile muss ein Urteil über den Band ambivalent ausfallen: Erstinformationen zur politischen Geschichte Italiens werden in den meisten Beiträgen präzise und zuverlässig vermittelt. Wenn dies in jedem Fall so souverän geschehen wäre wie bei Wolfgang Altgeld, hätte mehr erreicht werden können. Leider erscheint jedoch manches in diesem Band reichlich konventionell, andere, positive Ansätze sind nicht in befriedigender Form umgesetzt worden (Beitrag Gernert / Groblewski). Schade!
Der Band wird erschlossen durch ein kombiniertes Personen- und Ortsregister, wobei "von den Ortsnamen jedoch nur diejenigen, die mit einem besonderen Ereignis verknüpft sind", aufgenommen wurden (489). Hilfreich sind die Karten, Stammtafeln und Regentenlisten.
Einen ganz anderen Weg als die "Kleine italienische Geschichte" geht die "Geschichte Italiens" von Volker Reinhardt. Schon der Untertitel macht einen Unterschied deutlich: Reinhardt bezieht das frühe Mittelalter (wenn auch sehr knapp) in seine Darstellung mit ein. Wichtiger aber ist, dass hier eine Gesamtdarstellung quasi "aus einem Guss" vorliegt. Als Ziel des Buches benennt Reinhardt das "Verständnis der Gegenwart durch deren Ableitung aus der Geschichte" (12). Er will weder für noch gegen die "'Einheit' des Landes" schreiben, setzt sich jedoch ausdrücklich von den Traditionen des 19. Jahrhunderts ab, die im italienischen Nationalstaat "Endzweck und Schlußzustand" sahen (10). Gleichwohl spielt auch bei ihm die Kategorie 'Nation' eine Rolle. [Z]umindest seit der Zeit Petrarcas sieht er "das 'natürliche Konstrukt' der Nation vielfältig wirksam werden" (11). Allmählich hätten sich "historische Grundformen" herausgebildet, die "zusammengenommen [...] die Koordinaten eines italienischen Wegs durch die Geschichte" gebildet hätten, "der genausowenig wie der jedes anderen Landes ein 'Sonderweg', doch zugleich unverwechselbar" sei (11 f.). Aus einem so formulierten Erkenntnisinteresse heraus setzt Reinhardt ganz andere Akzente als die Autoren des Reclam-Bändchens. Er schreibt in erster Linie Kulturgeschichte, allerdings "unter intensivem Einbezug politischer, sozialer und wirtschaftlicher Faktoren" (12). Der primär kulturgeschichtliche Ansatz schlägt sich auch in der Gliederung und in der Benennung der Kapitel nieder. So werden die 140 Jahre von 1560 bis 1700 nicht primär als Zeit der spanischen 'Fremdherrschaft' charakterisiert, sondern erscheinen unter der Überschrift "Rechtsgläubigkeitsregeln, Versorgungsengpässe und innere Stabilität" (116).
Der Charakter der elegant und flüssig, teilweise mit feiner Ironie geschriebenen Darstellung wird wesentlich durch diese Prämissen bestimmt. Strukturen stehen gegenüber Ereignissen im Vordergrund. Allgemeine Entwicklungen werden durch wechselnden Fokus auf einzelne Städte beziehungsweise Regionen beleuchtet. Reinhardt beschränkt sich dabei keineswegs auf die großen Metropolen wie Rom, Venedig und Florenz, die gleichwohl die ihnen zukommende Berücksichtigung erfahren. Souverän leitet er von Stadt zu Stadt, von Territorium zu Territorium über.
Reinhardt zeigt im Rahmen seiner Darstellung Mut zu pointierten Bewertungen und schreibt hier teilweise gegen traditionelle Sichtweisen an. So arbeitet er in seiner Darstellung des Falls Galilei heraus, dass ungeachtet der "Haarrisse im Prozeßgefüge" und "feinen Verwerfungen im Prozedere des Falles Galilei" die römischen Verfahrensstandards, "gemessen an der gängigen juristischen Praxis im 17. Jahrhunderts", hoch gewesen seien (129). Illustrativ sind in diesem Zusammenhang auch die "sechs Schlaglichter", die "den Radius und die Grenzen von Inquisition und Kirche Italiens im Konfessionellen Zeitalter" ausleuchten (119).
Auch hinsichtlich der politischen Verhältnisse im frühneuzeitlichen Italien setzt sich Reinhardt mehrfach von hergebrachten Bewertungen ab. So charakterisiert er die spanisch-habsburgische Hegemonie des 16./17. Jahrhunderts keinesfalls als verhasste Fremdherrschaft: "Allen späteren schwarzen Mythen entgegen, bedeutet die neue Ordnung nicht öde Uniformierung, sondern regulierte Vielfalt" (102). Anders als im entsprechenden Kapitel des Reclam-Bändchens wird auch die "Wiederauferstehung des Heiligen Römischen Reiches" (151) auf der Apenninenhalbinsel als wichtiger Faktor für die Entwicklung zumal in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ernst genommen. Einige kleinere Ungenauigkeiten haben sich allerdings auch bei Reinhardt eingeschlichen: So fand das Bombardement Genuas durch eine französische Flotte nicht 1683, sondern 1684 statt (136), und die Aussagen, dass "Österreich nach dem Aussterben der Farnese auch Parma annektiert" habe sowie dass die Toskana "nach dem Aussterben der Medici der Linie Habsburg-Lothringen zugeschlagen" worden sei (153), sind zumindest schief formuliert.
Mit einem Fragezeichen versieht Reinhardt die traditionelle Interpretation des Risorgimento: "Das Risorgimento als nationale Heldenzeit ist tot" (172). Den Nationalismus bewertet er für die 1840er-Jahre als "mentale[s] Rauschmittel" (204) und weist darauf hin, dass von einer weit zurückzudatierenden 'Berufung' der Casa di Savoia keine Rede sein kann: Auch viele der Revolutionäre von 1848 hätten im König von Sardinien "den expansiven Wolf im nationalen Schafspelz" gewittert (207). Ferner spricht er sich gegen eine Überbewertung der Kontinuitätslinien vom Italien des Jahrs 1861 zum Faschismus aus. Größer seien die Gemeinsamkeiten mit dem "napoleonischen System" (227). Ähnlich differenziert fällt die Bewertung des Faschismus vor dem Hintergrund der Ergebnisse und Positionen der unterschiedlichen Forschungsrichtungen aus.
Auch Reinhards Darstellung verzichtet auf einen Anmerkungsapparat. Der Band enthält jedoch ein nach Kapiteln und Sachthemen gegliedertes Literaturverzeichnis. Er wird erschlossen durch ein Personen- und ein Ortsregister. Leider gibt es keine Karten und / oder Zeittafeln, die 'Neueinsteigern' in die italienische Geschichte die Orientierung erleichtern könnten. Weniger geeignet als der Reclam-Band für eine rasche, gezielte Erstinformation, vermittelt Reinhardts "Geschichte Italiens" jedoch einen vertieften und zu weiterer Vertiefung anregenden Zugang zur italienischen Geschichte auf der Höhe der italienischen und internationalen Forschungsdiskussion.
Anmerkungen:
[1] Ernst Hinrichs (Hg.): Kleine Geschichte Frankreichs (= Universal-Bibliothek; Nr. 9333), Stuttgart 1994.
[2] Zum Beispiel Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands (= Universal-Bibliothek; Nr. 9616), Stuttgart 1997; ders.: Kleine Geschichte Irlands (= Universal-Bibliothek; Nr. 9695); Stuttgart 1998.
[3] Rudolf Lill: Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. Auflage, Darmstadt 1988, 205-426.
Wolfgang Altgeld (Hg.): Kleine italienische Geschichte, Stuttgart: Reclam 2001, 517 S., ISBN 978-3-15-017036-6, EUR 11,10
Volker Reinhardt: Geschichte Italiens. Von der Spätantike bis zur Gegenwart, München: C.H.Beck 2003, 348 S., ISBN 978-3-406-50284-2, EUR 29,90
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