Rezension über:

Karl Christ: Sulla. Eine römische Karriere, München: C.H.Beck 2002, 236 S., 12 Abb., 4 Karten, ISBN 978-3-406-49285-3, EUR 19,90
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Rezension von:
Wolfram Letzner
Hamm
Redaktionelle Betreuung:
Sabine Panzram
Empfohlene Zitierweise:
Wolfram Letzner: Rezension von: Karl Christ: Sulla. Eine römische Karriere, München: C.H.Beck 2002, in: sehepunkte 3 (2003), Nr. 4 [15.04.2003], URL: https://www.sehepunkte.de
/2003/04/1890.html


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Karl Christ: Sulla

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Karl Christ hat mit der hier zu besprechenden Publikation ein Buch vorgelegt, das er selbst als "neue kleine Monographie für einen breiteren Leserkreis" (10) charakterisiert. Damit wird auch der Rahmen bestimmt, in dem der römische Feldherr und Staatsmann Sulla dargestellt wird. Dass der Verfasser diese Zielgruppe im Blick hat, bietet dem Leser einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Christs Sprache ist - wie man sie auch aus seinen anderen Publikationen kennen und schätzen gelernt hat -, klar und bringt viele Aussagen auf den Punkt. Andererseits bleibt aber zu prüfen, ob dies nicht zu Verkürzungen geführt hat, die dem Thema nicht gerecht werden.

Mit Blick auf die oben angesprochene Zielgruppe spannt Karl Christ im ersten Kapitel (11-53) einen weiten historischen Bogen, der verschiedene Aspekte der römischen Geschichte und Kulturgeschichte im 2. Jahrhundert vor Christus umfasst. Schwerpunkte liegen hier im Bereich der römischen Außenpolitik, der Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte, der Religions- und Geistesgeschichte, der Innenpolitik sowie auf dem Geschlecht der Gracchen.

Leben und Werk Sullas werden in den Kapiteln II-V (54-139) chronologisch abgehandelt.

Dabei werden die Ereignisse in sehr unterschiedlicher Breite dargestellt, was teilweise auf die Quellenlage zurückgeführt werden muss. Die Darstellung Christs folgt im Wesentlichen den bislang erschienenen Veröffentlichungen zum Thema, sodass an dieser Stelle auf eine nähere Auseinandersetzung verzichtet werden kann. Hinzuweisen ist aber auf den Umstand, dass einzelne Abschnitte sehr pauschal abgehandelt werden. Hierzu zählen etwa die Ereignisse der Jahre zwischen 101-88 vor Christus, denen er ganze zwölf Seiten widmet (65-77). Äußerst knapp wird auch die Gesetzgebung Sullas behandelt (129-132).

Im Kapitel VI (140-194) geht Christ auf die Wirkungsgeschichte Sullas ein. Er fasst hier ein sehr heterogenes Feld zusammen. Im ersten Abschnitt des Kapitels (140-155) behandelt er die Auflösung der sullanischen Ordnung. Im Grunde zeigt Christ auf, wie die noch lebenden Akteure ihre Einzelinteressen zulasten der Verfassung vorantrieben. Es muss die Frage erlaubt sein, ob diese Thematik in dem Umfang in eine Sulla-Biografie gehört.

Mit dem zweiten Abschnitt wendet sich Christ wieder intensiver Sulla zu. Es geht hier um antike und moderne Sulla-Bilder. In diesem Zusammenhang stellt Christ die wesentlichen antiken Autoren und ihr Verhältnis zu Sulla vor. Neben die literarischen Quellen treten bei Christ auch die archäologischen (164-167), worunter er fast ausschließlich Münzbilder und Objekte der Kleinkunst versteht. Im Zusammenhang mit der Porträtplastik hält sich Christ mit Benennungen aus guten Gründen zurück.

Bei den modernen Sulla-Bildern (167-194) zeigt Christ im Grunde eine Forschungsgeschichte auf, deren Schwerpunkt auf dem deutschsprachigen Raum liegt. Er beginnt mit Autoren des 19. Jahrhunderts, wobei Christ etwa die Arbeiten von Theodor Mommsen umfassend berücksichtigt. Für das 20. Jahrhundert finden sich Autoren wie Helmut Berve, Ulrich Kahrstedt oder Hermann Bengtson, um nur einige zu nennen. An neueren deutschsprachigen Autoren werden etwa Jochen Bleicken oder Karl-Joachim Hölkeskamp hevorgehoben. Im zweiten Teil der Ausführungen zum modernen Sulla-Bild geht Christ auf fremdsprachige Veröffentlichungen ein. Hervorgehoben werden etwa Ernst Badian, Arthur Keaveney oder Seager für den englischsprachigen Raum sowie François Hinard für den französischsprachigen. Für Italien werden vor allem die Arbeiten von Emilio Gabba angeführt.

Im Anhang findet sich eine Bibliografie (218- 224), die alle wesentlichen Veröffentlichungen zu Sulla der letzten Jahre aufweist. Bei der Auswahl der Titel hat Christ sich wieder von der erhofften Zielgruppe leiten lassen. Daher führt er schwerpunktmäßig deutschsprachige Literatur an, ohne aber die fremdsprachige zu negieren. Die Bibliografie ist gegliedert in die Abschnitte "Forschungsberichte, Bibliographien", "Quellen, Übersetzungen und Kommentare", "Sekundärliteratur zu den Quellen" und schließlich "Monographien, Einzelstudien". In einigen Bereichen wäre es wünschenswert gewesen, wenn Christ weitere Literatur angeführt hätte. Im Abschnitt "Sekundärliteratur zu den Quellen" beschränkt er sich im Zusammenhang mit dem Heiligtum der Fortuna Primigenia in Praeneste auf einen Aufsatz von Heinz Kähler aus dem Jahre 1958. Gerade zu diesem Themenkomplex ist seit dessen Erscheinungsjahr eine wahre Flut von Veröffentlichungen erfolgt. Wünschenswert wäre es auch gewesen, wenn die Bibliografie sich umfassender mit dem Themenkomplex "Mithridates" auseinander gesetzt hätte.

Trotz der knappen Darstellung bietet die Biografie für die Zielgruppe, die Christ definiert hat, einen guten Überblick über das Leben des Lucius Cornelius Sulla. Als gelungen kann die Wertung der Persönlichkeit Sullas angesehen werden. Darüber hinaus bietet die Publikation einen guten Einstieg in eine der interessantesten Phasen der römischen Geschichte.


Wolfram Letzner