Rezension über:

Antonio Menniti-Ippolito: Il governo dei papi nell'età moderna. Carriere, gerarchie, organizzazione curiale (= La storia. Temi; Vol. 2), Roma: viella 2007, 214 S., ISBN 978-88-8334-213-4, EUR 19,00
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Rezension von:
Arne Karsten
Kunstgeschichtliches Seminar, Humboldt-Universität zu Berlin
Redaktionelle Betreuung:
Matthias Schnettger
Empfohlene Zitierweise:
Arne Karsten: Rezension von: Antonio Menniti-Ippolito: Il governo dei papi nell'età moderna. Carriere, gerarchie, organizzazione curiale, Roma: viella 2007, in: sehepunkte 8 (2008), Nr. 5 [15.05.2008], URL: https://www.sehepunkte.de
/2008/05/13136.html


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Antonio Menniti-Ippolito: Il governo dei papi nell'età moderna

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"Die Herrschaft der Päpste in der Neuzeit" - der Titel des hier anzuzeigenden Buchs von Antonio Menniti Ippolito verspricht viel; verspricht um so mehr, als der Autor, wie er im Vorwort gesteht, es sogar ursprünglich "Das Papsttum in der Neuzeit" hatte nennen wollen (13). Lediglich aufgrund des Rats seines "vorsichtigeren Verlegers" habe er die etwas zurückhaltendere Variante gewählt. In jedem Fall ist der Versuch, die in den letzten Jahren verstärkt in den Blick der historischen Forschung zurückgekehrte Herrschaftsorganisation der Päpste auf etwas mehr als 200 Seiten darzustellen, ein mutiges Unterfangen.

Der Autor, der den essayistischen Charakter seiner Studie eingangs ausdrücklich unterstreicht, gliedert seine Darstellung in sechs Kapitel (neben Einleitung und Schlusswort), mit den Überschriften: Die diskontinuierliche Kontinuität des Papsttums (19-36); Die Ausbildung der römischen Pontifices und Betrachtungen über den Wahlcharakter des Papsttums (37-75); Das italienische Papsttum und das "Problem" der Kardinäle (und der Bischöfe) (77-104); Kuriale Modelle (105-131); Die Frage der Residenzen und der Hauptstadt (133-167); Die Agenda des Papstes und seine finanzielle Ausstattung (169-180). [1] Angestrebt ist mithin keine kohärente Überblicksdarstellung, sondern eine facettenreiche Zusammenstellung einzelner Elemente, die für den Werdegang und die Herrschaftsorganisation der Päpste in der (Frühen) Neuzeit konstitutiv waren. Dabei werden mitunter weite Bögen geschlagen, etwa wenn der Autor in seinem materialreichen Kapitel über päpstliche Karrieremodelle auf eine unter Papst Symmachus 499 einberufene Synode zu Rom oder die Diskussionen um die Nachfolge Stefans II. (752-757) verweist. Ausführliche Behandlung erfährt das Problem der doppelten Aufgabenstellung frühneuzeitlicher Geistlicher als Seelsorger einerseits, juristisch-universitär gebildeter Verwaltungsfachleute und Diplomaten andererseits. Eine Zusammenstellung von Biogrammen der Päpste von Martin V. Colonna (1417-1431) bis zu Pius VII. Chiaramonti (1800-1823) bietet eine Sammlung wichtiger Karrieredaten.

Die Ausführungen über "Kuriale Karrieremodelle" (105-131) beinhalten eine knappe Darstellung des Nepotismus, der päpstlichen Verwandtenförderung, wobei der Autor nachdrücklich auf die Kontinuität dieses Phänomens auch über die offizielle Abschaffung des Nepotismus im Jahre 1692 hinaus verweist. Auch einige Päpste des 18. Jahrhunderts besetzten kuriale Schlüsselpositionen mit Verwandten, und zwar "neppure troppo camuffato" (125).

Wenn den Bemühungen, traditionelle Formen der Herrschaftsorganisation durch modernere Modelle zu ersetzen, keine strukturverändernden Erfolge beschieden waren, so wird man die Anstrengungen der Päpste, eine wirkungsvolle Visualisierung ihrer Herrschaftsansprüche in Szene zu setzen, als um so effizienter einschätzen können, wie der Autor am Beispiel der Residenzen des "papa vivo" und des "papa morto" erläutert. Letzteres bezieht sich auf die Grablegen der Päpste, deren Standorte der Autor im Einzelnen angibt. [2] Die konkrete Baugeschichte sowie die mitunter hochpolitischen Hintergründe vieler Papstgrabmäler kommen dabei weniger zur Sprache als Reflexionen über die Frage, warum ab dem zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts die Peterskirche für eben jene hundert Jahre als Errichtungsort für Papstgrabmäler aus der Mode kam, während derer sie aufgrund der Arbeiten an Neu-St. Peter eine Baustelle war.

Ausführungen über den Alltag des Papstes und seine Privateinnahmen aus Datarie und Kanzlei beschließen den Text, der nicht frei von kleineren Fehlern ist. So ist die Behauptung, Paul V. Borghese (1605-1621) sei erst nach seiner Wahl zum Papst auch zum Bischof geweiht worden (66), ebenso falsch (Paul V. erhielt die Bischofsweihe am 27. Mai 1597 durch Clemens VIII. und war von 1597 bis 1599 Bischof von Jesi) wie die Datierung des Grabmals Leos XI. (nicht 1605, sondern ab 1634 errichtet; 149) oder die Behauptung, dass Kaufämter nach der Kardinalsernennung nicht resigniert wurden (90), um nur einige Beispiele zu nennen. Insgesamt jedoch bietet die Arbeit von Menniti-Ippolito eine Vielzahl von Informationen über die Geschichte des frühneuzeitlichen Papsttums.


Anmerkungen:

[1] La continuità discontinua del papato; La formazione dei pontefici romani e considerazioni sull'eletività del papato; Il papato italiano e il "problema" dei cardinali (e dei vescovi); Modelli curiali; La questione delle residenze e della città capitale; L'agenda del papa e la sua dotazione economica.

[2] Wie etwa auch Renzo Umberto Montini: Le tombe dei Papi, Roma 1957, oder Michael Borgolte: Petrusnachfolge und Kaiserimitation. Die Grablegen der Päpste, ihre Genese und Traditionsbildung, 2. Aufl., Göttingen 1995.

Arne Karsten