Mathias Uhl: Die Teilung Deutschlands. Niederlage, Ost-West-Spaltung und Wiederaufbau 1945-1949 (= Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert; Bd. 11), Berlin: BeBra Verlag 2009, 208 S., ISBN 978-3-89809-411-5, EUR 19,90
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Obwohl mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 noch nicht entschieden war, dass es zur Bildung zweier deutscher Staaten - der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik - und deren Integration in gegensätzliche Machtblöcke kommen würde, deutete sich bereits früh an, dass der Kalte Krieg und die folgende Teilung Europas und Deutschlands die wahrscheinlichste Lösung des Konflikts zwischen der UdSSR und den Westmächten werden würde. Damit entwickelte sich das in der Mitte Europas gelegene Deutschland nicht, wie ursprünglich erhofft und vorgesehen, zum Stabilisierungsfaktor zwischen den beiden Großmächten, sondern zum Objekt und Opfer ihrer Auseinandersetzungen. "Dass diese Konfrontation nicht plötzlich eintrat und dass zwischen 1945 und 1949 immer wieder Chancen für eine gemeinsame Lösung der deutschen Frage bestanden" (9 f.), zeigt der Autor in sieben Kapiteln.
Anhand der Darstellung des unmittelbaren Kriegsendes, der akuten Nachkriegsprobleme wie Hunger, Wohnungsnot, Trümmerlandschaften, Umgang mit Kriegsverbrechern, NS-Opferentschädigung sowie dem Schicksal der Vertriebenen, Kriegsgefangenen, Repatriierten und Remigranten werden ähnliche, aber auch erste unterschiedliche Entwicklungswege in Ost- und Westdeutschland aufgezeigt. In allgemein verständlicher Weise wird die sowjetische der westlichen Besatzungsherrschaft gegenübergestellt. Entwicklungen in der Sowjetischen Besatzungszone werden mit denen der westlichen Bizone (bzw. Trizone) verglichen. Der beginnende Kalte Krieg wird an den Währungsreformen 1948 und der Berlin-Blockade festgemacht. Die Studie schließt mit dem Vollzug der staatlichen Teilung Deutschlands durch die Konstituierung der Bundesrepublik und der DDR. An einzelnen Eckpunkten - wie der Parteienbildung in den vier Zonen, dem Aufbau der Zentralverwaltungen im Osten und der Bizonen-Verwaltung im Westen, der Volkskongressbewegung mit dem Deutschen Volksrat sowie der Bildung und Arbeit des Parlamentarischen Rates - macht der Band auch deutlich, "dass unter dem Einfluss der jeweiligen Besatzungsmächte die Deutschen [...] in West und Ost [...] den Weg zur deutschen Zweistaatlichkeit teils sogar bereitwillig beschritten" (10).
Sehr gut gelungen sind die vergleichenden Abschnitte über die unterschiedlichen, insbesondere ökonomischen Ausgangsbedingungen, Reparationen und Demontagen und über die Vorgehensweise in der Entnazifizierung und die Reeducation-Pläne der vier alliierten Besatzungsmächte. Ausgewogen erörtert wird die "erste Schlacht des Kalten Krieges 1948" (165) anhand der Währungsreformen, der Berlin-Blockade und der alliierten Luftbrücke.
Dass der Historiker Matthias Uhl ein Spezialist für die historische Erforschung der sowjetischen Geheim- und Nachrichtendienste im Kalten Krieg ist, wird in einigen Kapitelabschnitten allzu deutlich, was der populären Überblicksdarstellung nicht zuträglich ist. Das Kapitel über die sowjetische Besatzungsherrschaft bzw. SBZ ist überfrachtet mit Fakten und Zahlen über den Aufbau des sowjetischen Sicherheitsapparates in den von der Roten Armee besetzten Gebieten. Der sowjetische Geheimdienst - der NKWD/NKGB-Apparat und die Militärabwehr Smersch - hatte die Aufgabe, nicht nur Kriegs- und Naziverbrecher, verbliebene faschistische Untergrundgruppen und politische Gegner der UdSSR zu verfolgen sondern auch Informationen über politische Vorgänge im besetzten Deutschland, beispielsweise die parteipolitische Situation in der SBZ zu beschaffen und ein Spionagenetz in den westlichen Besatzungszonen zu installieren. Für den Zeithistoriker sind diese und die detaillierten Ausführungen über die sowjetischen Spionageagenturen und Spionageoperationen in den westlichen Besatzungszonen interessant, aber es fehlt jeder Vergleich mit den Spionageapparaten der Amerikaner, Briten und Franzosen im Zonen-Deutschland und im sektorengeteilten Berlin, die es doch auch gegeben hat.
Die vorliegende Band wendet sich an einen breiten, an der deutschen Zeitgeschichte allgemein interessierten Leserkreis. Er ist in weiten Teilen populär und allgemein verständlich geschrieben und gibt in seiner Auswahlbibliographie Literaturempfehlungen für jene, die sich mit einzelnen Fragen und Themen der Ost-West-Spaltung Deutschlands und des beginnenden Wiederaufbaus in den Jahren zwischen 1945 und 1949 vertieft und intensiver beschäftigen wollen.
Heike Amos