Ulrich Schnakenberg: Die Karikatur im Geschichtsunterricht (= Methoden Historischen Lernens), Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2012, 176 S., ISBN 978-3-89974-757-7, EUR 14,80
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Karikaturen gehören zum Kanon der historischen Bildquellen, insbesondere für den Geschichtsunterricht trifft diese allgemeine Formulierung zu. Daher ist es erfreulich, dass der Moerser Studienrat und Geschichtsdidaktiker Ulrich Schnakenberg nach einem Arbeitsheft nun auch eine Monographie zu deren Einsatz im Geschichtsunterricht vorlegt. [1] In der unterrichtspraktisch orientierten Reihe "Methoden des historischen Lernens" ordnet er zunächst die Karikatur in die aktuelle "Bilderflut" (11) ein, gibt anschließend einen Überblick über deren Geschichte und stellt medientheoretische Überlegungen an, ehe er auf geschichtsdidaktische Potentiale der Quellenart zu sprechen kommt.
Die Abhandlung fußt auf der Überzeugung, dass Karikaturen in der aktuellen Medienwelt weiterhin einen hohen Stellenwert besitzen. Wiederholt führt der Autor als Beleg für diese These die Auseinandersetzung um die Mohammed-Karikaturen an. Mit einer knappen einleitenden Darstellung der historischen Entwicklung der Gattung Karikatur wird deren Relevanz unterstrichen.
Welche Argumente dagegen für den Einsatz im Geschichtsunterricht sprechen, benennt der Verfasser zunächst nur in einer tabellarischen Zusammenstellung. Doch auch im einschlägigen Kapitel zum Einsatz der politischen Karikatur im Geschichtsunterricht verzichtet er auf eine vertiefte Analyse. So behauptet Schnakenberg wiederholt, dass "jeder Geschichtslehrer" bestätigen könne, dass Schülerinnen und Schüler "zumeist sehr gern" mit Karikaturen arbeiten (75). Belege dafür oder Hinweise, wie diese Begeisterung methodisch geweckt werden könnte, legt er allerdings nicht vor. Auf Grund eigener Unterrichtserfahrungen hätte sich der Rezensent gerade in diesem Punkt Anregungen und Hinweise erhofft, da meine Lerngruppen weit weniger begeistert auf den Einsatz von Karikaturen im Geschichtsunterricht reagierten.
Neben der Motivation durch Karikaturen finden sich auch zu anderen Themenbereichen, etwa der Ausprägung von Fragekompetenz und narrativer Kompetenz, nicht die notwendigen umfassenden Ausführungen. Besonders anschaulich wird dies beim Stichwort der ästhetischen Dimension. Dass diese durch Karikaturen im Geschichtsunterricht unterstützt werden kann, wird vom Autor postuliert. Vertieftere Informationen dazu erhält der Leser jedoch nicht, da dieses sicher auch für das historische Lernen ertragreiche Feld in nur 15 Zeilen abgehandelt wird. Eine wirklich vertiefte Auseinandersetzung mit der postulierten ästhetischen Dimension von Karikaturen kann auf diesem engen Raum nicht stattfinden.
Nach einem knappen Kapitel zur Rolle von Karikaturen in aktuellen Schulbüchern folgen vielschichtige Hinweise zum Umgang mit Quellen im Geschichtsunterricht und unterrichtspraktische Beispiele. Dabei entwickelt der Autor sinnvolle Schemata zur Arbeit mit Karikaturen, die er erfreulicherweise selbst an einem Beispiel vertieft. Wertvoll für Lehrende sind besonders die Warnungen vor "Tücken und Fallstricken der Karikaturarbeit" (112f). Zuletzt präsentiert der Autor eine Reihe von zumeist eher unbekannten Karikaturen, für welche er, wie dies aber auch mehrfach bereits geschehen ist [2], unterrichtspraktische Anregungen und Erläuterungen beisteuert.
Insgesamt legt Ulrich Schnakenberg mit Die Karikatur im Geschichtsunterricht ein Werk vor, das erstmals seit mehreren Jahrzehnten diesen Aspekt des Geschichtsunterrichts umfassend beleuchtet. In der Darstellung überwiegen jedoch allgemeine Informationen zur Gattung, die genuin geschichtsdidaktischen Potentiale der Quellengattung Karikatur hätten dagegen noch stärker in den Mittelpunkt rücken können. Insgesamt aber bietet das Werk ertragreiche Anregungen vor allem für interessierte Lehrkräfte des Faches Geschichte.
Anmerkungen:
[1] Ulrich Schnakenberg: Geschichte in Karikaturen. Karikaturen als Quelle - 1945 bis heute, Schwalbach 2011.
[2] Exemplarisch: Klaus Fieberg (Hg.): Karikaturen im Kontext (CD-Rom), Braunschweig 2003.
Christian Kuchler