Rezension über:

Natalia Bachour: Oswaldus Crollius und Daniel Sennert im frühneuzeitlichen Istanbul. Studien zur Rezeption des Paracelsismus im Werk des osmanischen Arztes Ṣāliḥ b. Naṣrullāh Ibn Sallūm al-Ḫalabī (= Neuere Medizin- und Wissenschaftsgeschichte; 22), Herbolzheim: Centaurus 2012, 492 S., ISBN 978-3-86226-052-2, EUR 29,80
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Rezension von:
Aişe Şeker
Bonn
Redaktionelle Betreuung:
Stephan Conermann
Empfohlene Zitierweise:
Aişe Şeker: Rezension von: Natalia Bachour: Oswaldus Crollius und Daniel Sennert im frühneuzeitlichen Istanbul. Studien zur Rezeption des Paracelsismus im Werk des osmanischen Arztes Ṣāliḥ b. Naṣrullāh Ibn Sallūm al-Ḫalabī, Herbolzheim: Centaurus 2012, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 11 [15.11.2013], URL: https://www.sehepunkte.de
/2013/11/22881.html


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Diese Rezension ist Teil des Forums "Islamische Welten "Das Osmanische Reich"" in Ausgabe 13 (2013), Nr. 11

Natalia Bachour: Oswaldus Crollius und Daniel Sennert im frühneuzeitlichen Istanbul

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Die hier zu besprechende medizin-historische Forschungsarbeit von Natalia Bachour zur Rezeption des Paracelsismus in den translatorischen und nicht-translatorischen Schriften, die dem osmanischen Hofarzt und Obermedicus Ḫekimbaş¤ Ṣāliḥ b. Naṣrullāh İbn Sellum el-Ḫalebī (gestorben 1669/70) zugeschrieben wurden, ist eine sowohl für die osmanische Medizingeschichte als auch für den Forschungsbereich der osmanisch-türkischen Übersetzungsgeschichte äußerst interessante Studie, in der Fragen zu Entwicklungen in einem sehr wichtigen zeitlichen Abschnitt des medizinisch-pharmazeutischen Schrifttums der frühen osmanischen Neuzeit neu gestellt und beantwortet werden. Über Übersetzungen von Schriften wichtiger Vertreter der nachparacelsischen chemiatrischen Forschungs- und Lehrschule gelangten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die paracelsischen naturphilosophisch und alchemisch-medizinischen Krankheits- und Heillehren in die osmanische Medizinwelt.

In der Einleitung der vorgestellten Studie erfolgt zunächst eine historische Einordnung der paracelsischen nova medicina. In komprimierter Form wird erläutert, auf welchen Wissenschaften diese Lehre begründet ist und wie die historische Rezeption und Verbreitung des Paracelsismus sich in Europa vollzog. Dabei ist die Bedeutung der paracelsischen Lehren in der Entwicklung und Entfaltung der Chemiatrie im Zuge des 17. Jahrhunderts, die einen fundamentalen Umschwung in der Heilkunde brachte, sehr knapp ausgearbeitet. Zur Rezeption im Abendland erfahren wir allein, dass sie sowohl Anhänger als auch Gegner fand, so dass es nach Hohenheims Tod zu einer Spaltung zwischen Galenisten und Paracelsisten kam. So gab es aber auch Vermittler zwischen diesen beiden Gruppen, "Eklektiker" wie der deutsche Arzt Daniel Sennert (gestorben 1637). Als ebenso bekannter Anhänger und Verbreiter der paracelsischen Lehre wird der deutsche Arzt Oswald Croll (gestorben 1608) näher vorgestellt, dessen posthum gedrucktes Hauptwerk Basilica chymica und seine arabische Übersetzung Al-Kimyāʾ al-malakīya die grundlegenden Untersuchungsquellen der Studie bilden. Die arabische Übersetzung von Sennerts De chymicorum cum Aristotelicis et Galenicis consensu ac dissensu unter dem Übersetzungstitel Al-Ṭibb al-kimyāʾī al-ǧadīd wird in ihrer komplementären Funktion zur genannten Übersetzung gleicherweise näher analysiert.

Zur Beantwortung der Frage, wie es im Osmanischen Reich zur Rezeption des Paracelsismus kam, geht Bachour in ihrer Einleitung auf die grundlegende Frage des Wissenstransfers aus dem Abendland in das Osmanische Reich ein. Dabei hält sie an der These fest, dass in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter der osmanischen Gelehrtenschaft eine zunehmende Auseinandersetzung mit Wissen abendländischer Herkunft zu beobachten sei, so auch in den Schriften osmanischer Ärzte, in die nun über die übersetzerische Rezeption immer mehr heilkundliches Wissen der Chemiatrie aufgenommen wurde. Zu den medizinisch-pharmazeutischen Quellen osmanischer Ärzte aus dieser Zeit, die unter dem Einfluss der neuen Lehren der ṭ¤bb-¤ kīmyāʾvī bzw. ṭ¤bb-¤ cedīd entstanden, zählen auch die Schriften des aus Aleppo stammenden kaiserlichen Leibarztes İbn Sellum, dessen Lebensgeschichte und -werk Bachour im zweiten Teil der Studie genauer betrachtet. Hier nimmt die Autorin eine Einordnung der beiden grundlegenden translatorischen Untersuchungsquellen in das Gesamtwerk İbn Sellums sowie ein Gesamtbild des Wissenstransfers vor, die auf die Bemühungen İbn Sellums zurückzuführen ist.

Die grundlegende Frage nach einer tatsächlichen Autorschaft İbn Sellums zählt zu den wichtigsten Untersuchungspunkten, die sie in diesem zweiten Teil der Studie formuliert: War İbn Sellum selbst der lateinischen Sprache kundig, so dass er unmittelbar und eigenständig abendländische Quellen medizinisch-pharmazeutischen Inhalts rezipieren und diese translatorisch bearbeiten konnte? Neugestellt werden müsse auch die Frage, ob İbn Sellum in seiner Rolle als Erneurer der osmanischen Medizin infolge seiner bahnbrechenden Bemühungen tatsächlich die Humoralpathologie zugunsten der neuen paracelsischen Lehren überwand.

Zur Revision der wenigen Informationen, die zum lebensgeschichtlichen Hintergrund İbn Sellums existieren und in früheren Beiträgen zwar aufgezeigt, jedoch nicht gründlich ausgewertet wurden, werden nochmals einschlägige Quellen biographischer Art und in Form von Archivmaterial genauer betrachtet. Daraus geht hervor, dass İbn Sellum anders als Ḫayātī-zāde Muṣṭafā FeyC;ī Efendi (gestorben 1692), der İbn Sellum im Amt des i>reʾīsü'l-eṭ ıbbāʾ folgte, kein Konvertit war. Zudem könne die lange Zeit kaum hinterfragte Annahme, dass er des Lateinischen kundig war und damit direkten sprachlichen Zugang zu abendländischen Quellen besaß, nicht bestätig werden.

İbn Sellum werden mehrere medizinisch-pharmazeutische Arbeiten zugeschrieben, darunter sechs Schriften in arabischer Sprache, die als Übersetzungen bestimmt wurden. Sein Hauptwerk ist das (etwa 1664) in osmanisch-türkischer Sprache verfasste umfangreiche Werk Ġāyet el-beyān fī tedbīr beden el-insān. Allein in diesem Werk über die Grundlagen und Fachgebiete der Medizin sei seine Autorschaft textintern belegt. Die komplexe textuell-inhaltliche Beschaffenheit des Werks ließe es nicht auf eine einzige Übersetzungsvorlage zurückführen.

Aufschlussreiche Ergebnisse liefert die Studie über die Schriften, die Bachour eindeutig als Translata bestimmt. Abgesehen von zwei übersetzten Abhandlungen beruhen alle weiteren Translata mehr oder weniger auf einer primären Übersetzungsvorlage, weisen jedoch in den einzelnen Abhandlungen eine Zusammensetzung mehrerer sekundär übersetzter Textpassagen aus anderen, jedoch nicht immer eindeutig nachweisbaren arabischen und lateinischen Quellen auf. Insgesamt betrachtet gelingt es Bachour in diesem zweiten Teil der Studie nicht nur alle Quellen zu ermitteln, die bis heute bezüglich einer möglichen Autorschaft mit İbn Sellum in Verbindung gebracht wurden, sondern die entstehungsgeschichtliche und intertextuelle Beziehung zwischen den einzelnen ermittelten Schiften zu erschließen und die rezipierten bzw. als Vorlage verwendeten lateinischen Textgrundlagen zu bestimmen.

Die Meinung, dass İbn Sellum die Humoralpathologie bzw. das graecoarabische medizinisch-pharmazeutische Grundlagenwissen zugunsten der paracelsischen nova chymica medicina überwand, ja sogar aufgab, ist für Bachour unbegründet. Allein das Hauptwerk Ġāyet el-beyān, das "in seinen theoretischen Grundlagen eindeutig auf der Humoral- und Gradenlehre" (71) fuße, liefere ausreichende Hinweise dafür, dass dieser "pragmatische Eklektiker" (58) sich weiterhin zur Qualitäten- und Gradenlehre bekenne. Dieses Festhalten am Wissensgerüst der "alten Medizin" hinderte ihn nicht daran, neues heilkundliches Wissen abendländischer Herkunft bewusst zu rezipieren. Sein Umgang mit chemiatrischen Herstellungsmethoden und Ingredienzen lässt offensichtlich keine blinde Übernahme von heilkundlichem Wissen der Chemiatrie erkennen.

Im dritten Teil der Studie beabsichtigt Bachour zunächst einen textlichen Vergleich der arabischen Übersetzung Al-Kimyāʾ al-malakīya mit ihrer lateinischen Übersetzungsvorlage Basilica chymica. Ihre Entscheidung für eine textliche Analyse dieser Übertragung und ihrer ausgangssprachlichen Vorlage begründet sie damit, dass "unter den rezipierten europäischen Medizinern in den Werken Ibn Sallūms allein Oswaldus Crollius eindeutig als Paracelsist zu bezeichnen" (34) sei. Dieser Vergleich gilt zur Rekonstruktion und damit zum Verständnis des Rezeptionsprozesses und zur Herausarbeitung der grundlegenden Frage des Wissenstransfers medizinisch-pharmazeutischen Inhalts.

Wir erfahren, dass aus dem dreiteiligen Werk Basilica chymica lediglich der zweite Teil zur Präparation chemiatrischer Arzneien ins Arabische übertragen wurde, während der hermetisch-naturphilosophische erste Teil keinen Eingang in das zielsprachliche Werk fand. Dieser sei jedoch mit der Übertragung von Textsegmenten aus De chymicorum cum Aristotelicis et Galenicis consensu ac dissensu liber I Daniel Sennerts ersetzt worden, das gemeinsam mit Sennerts Institutionum medicinae libri V und Johann Jacob Weckers Antidotarium speciale ebenso als Textvorlage für die Übersetzung Al-Ṭibb al-kimyāʾī al-ǧadīd gedient habe. Auch die arabische Übertragung der Abhandlung Tractatus de signaturis internis rerum mit einer Darlegung zur Naturphilosophie und Signaturenlehre, die als "Trabant" (140) zu Crolls Werk verstanden wird, erfolgte nur in Teilen, während auch hier ausgelassene Teile aus dem erstgenannten Werk Sennerts ergänzt wurden. In Hinblick auf die übersetzerische Kompilation erfahren wir, dass eine ähnliche kompilatorische Vorgehensweise des Übersetzers zu erkennen sei, wie sie bei der Zusammenstellung von Ġāyet el-itʾān fī tedbīr beden el-insān vorliege: Eine Auswahl an übersetzten Textstücken aus bestimmten lateinischen Übersetzungsvorlagen chemiatrischen Inhalts wurden zusammengetragen und zu einem komplementären Ganzen zusammengefügt.

Ausgehend von der grundlegenden Frage, ob eine textliche Einheit zwischen den beiden Büchern Al-Ṭibb al-kimyāʾī al-ǧadīd und Al-Kimyāʾ al-malakīya bestehe, aus denen sich das zweiteilige Translat zusammensetzt, stellt Bachour heraus, dass beide Bücher textgeschichtlich gemeinsam überliefert wurden, so auch in osmanisch-türkischer Übersetzung stets als eine Einheit zu finden sind. Die inhaltliche Makrostruktur weise auf einen komplementären Aufbau dieses zweiteiligen Werkes hin, der bereits im Entstehungsprozess der Übersetzung anstelle einer gänzlichen Verschmelzung beider Bücher beabsichtigt worden sei. Der textstrukturelle Vergleich ergebe insgesamt betrachtet Abweichungen in Hinblick auf die Einhaltung von paratextuellen Strukturierungseinheiten. Die strukturelle Umstellung von Texteinheiten ist für Bachour unter anderem ein Beleg "für die Integration von al-Kīmyāʾ al-malakīya in das traditionelle graecoarabische Gedankengebäude" (155). Die textbearbeitende Übersetzungsverfahren und auch die konkreten Übersetzungslösungen bei der Übertragung von Begriffen, Materialbezeichnungen, Drogennamen und von paracelsischen Begriffsinhalten seien Belege für eine "anwendungsorientierte Vorgehensweise bei der Übersetzung" (251) und damit für eine intensiv bearbeitende übersetzerische Rezeption der lateinischen Vorlagen.

Im vierten Kapitel der Studie beabsichtigt Bachour eine nähere Betrachtung paracelsischer Konzepte und Kategorien wie sie in Al-Kimyāʾ al-malakīya unter Einbeziehung des zweiten Buches rezipiert wurden. Untersucht werden insbesondere eine Transformation von Konzepten und Kategorien und die Art und Weise wie diese im übersetzerischen Rezeptionsprozess in die zielsprachliche Kultur integriert wurden. Für das Verständnis der konzeptionellen Unterschiede bezüglich des Krankheitsbegriffs und der Arzneimittelwirkung werden zunächst grundlegende humoralpathologische Begriffe und Konzepte näher besprochen, danach rezipierte Konzepte der Ätiologie und Therapie in Al-Ṭibb al-kimyāʾī al-ǧadīd identifiziert und analysiert, wobei die Autorin hier hervorhebt, dass eine systematische Darstellung der Ätiologie und Therapie nach der nova medicina"wegen der widersprüchlichen und auf naturmagischen Ableitungen gründenden" (286), "inhomogene[n]" (293) Gedankenwelt des Paracelsismus nicht möglich sei, da in dieser vielmehr philosophische, alchemische, astrologische, mythische und christliche Komponenten zusammenfließen und vermengt würden.

Wir erfahren, dass Konzepte der nova medicina selektiv und unter Auslassung naturmagischer, astrologischer, christlicher, mystischer und der Humoralpathologie zuwiderlaufender Komponenten assimilierend übertragen wurden, wobei auch eine anpassende Integration paracelsischer Begriffe und Konzepte durch die Ersetzung entsprechender Konzepte aus der Humoralpathologie aufgezeigt werden. Die ersten beiden Abhandlungen von Al-Ṭibb al-kimyāʾī al-ǧadīd, die die theoretischen Grundlagen thematisieren, dienen nach Bachour "nicht der Vermittlung der nova medicina, als Gegenpol zum Galenismus" (308) und widerspiegeln "keine Rezeption von Paracelsus bzw. Paracelsismus in seinem europäischem Verständnis von magia naturalis." (319) Bezüglich der Rezeption des paracelsisch-alchemischen Verfahren der Spagyrik lernen wir, dass diese nicht etwa als chemische Medizin verstanden und rezipiert wurde, stattdessen als eine Kunst zur Arzneiherstellung durch Anwendung chemiatrischer Methoden wie sie in ihrem entmystifizierten materiellen Verständnis bei Sennert zu lesen sei. Eine sowohl adaptierende als auch assimilierende, im Großen und Ganzen jedoch inkonsequente Vorgehensweise des Übersetzers sei am deutlichsten bei der übersetzerischen Rezeption einiger elementarer astro-magischer bzw. kosmologischer Begriffe und Konzepte zu erkennen. Äußerst interessant wird dargelegt, wie die beiden unterschiedlichen Konzepte bezüglich des Verhältnisses von Makro- und Mikrokosmos jeweils bei Sennert und Croll im arabischen Text von Al-Ṭibb al-kimyāʾī al-ǧadīd zu einem "Gesamtbild der Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos" (347) in Übereinstimmung gebracht werden: "Die in der magia naturalis eingebettete Korrespondenz zwischen Makro- und Mikrokosmos wird in eine statische Ähnlichkeitsbeziehung umgewandelt." (353)

Abschließend gibt Bachour im letzten Teil der Arbeit einen kleinen, für die künftige Forschung jedoch durchaus nützlichen Überblick über die weitere übersetzerische Rezeption der in dieser Studie thematisierten Quellen.

Die besprochene Forschungsarbeit zu Rezeption des Paracelsismus im Osmanischen Reich bestätigt im Großen und Ganzen die Meinung von einer regen osmanischen Übersetzungsaktivität von medizinisch-pharmazeutischen Quellen abendländischer Provenienz in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das heilkundliche Interesse osmanischer Ärzte, die uns, wie Bachour am Beispiel des ḥekimbaş ı herausgearbeitet hat, auch als fachkundige Auftraggeber und damit als Förderer von Übersetzungsarbeiten begegnen, galt der Chemiatrie, die sich im Zuge des 17. Jahrhunderts in Europa durchsetzen und etablieren konnte. Es ist nach Bachour der Einfluss dieser Chemiatrie, der bis in das Osmanische Reich reichte und das fachliche Interesse osmanischer Ärzte und Übersetzer für neue heilkundliche Inhalte erweckte. Die Rekonstruktion der Rezeptionsprozesse der einer weitgehenden Bearbeitung unterzogenen lateinischen Übersetzungsvorlagen zeigt uns, dass die Wahl der rezipierten Quellen nicht dem Zufall überlassen war, sondern selektiv nach pragmatischen und praxisbezogenen Zielsetzungen geschah. Die an die ausgangssprachlichen Quellen ungebundene Vorgehensweise des Übersetzers erlaubte ihm eine textlich-inhaltliche Bearbeitung der Übersetzungsvorlagen und damit die Zusammenstellung eines nahezu neu verfassten Werks, das sich aus komplementären übersetzten Textsegmenten mehrerer, in übersetzungstechnischer Hinsicht nur noch zu Grundlagentexten reduzierter Übersetzungsvorlagen zusammensetzte.

Auch wenn diese von einer sehr intensiven Quellenarbeit zeugende Studie, in der die Rekonstruktion der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte exemplarischer Übersetzungsquellen und die Erforschung von Fragen des Wissenstransfers medizinisch-pharmazeutischen Inhalts im Vordergrund stehen, nicht die großen Forschungslücken im Bereich der osmanischen Medizin- und Pharmaziegeschichte schließt, so ist sie dennoch in zweifacher Hinsicht ein signifikanter und verdienstvoller Forschungsbeitrag: Sie bietet einerseits einen Einblick in die übersetzerische Kulturarbeit einer wichtigen Epoche der osmanischen Übersetzungsgeschichte und liefert zugleich aufschlussreiche neue Forschungsergebnisse zur osmanischen Medizin- und Pharmaziegeschichte.

Aişe Şeker