Balbino Velasco Bayón / Mauricio Herrero Jiménez (eds.): Actas de los capítulos provinciales de la Provinciales de la Provincia carmelita de Cataluña (1476 - 1683), Roma: Edizioni carmelitane 2013, XLIII + 777 S., ISBN 978-88-7288-136-1, EUR 54,00
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Mit der Edition der Akten des katalanischen Provinzialkapitels der Karmeliten für den Zeitraum von 1476 bis 1683 stellen Velasco und Jiménez wertvolles Material für die Ordensgeschichte dieser Region zur Verfügung. Das Buch ist einfach gegliedert. Es enthält 40 Seiten Einleitung, die eine sehr knappe Einführung in die Geschichte der Karmeliten in Katalonien bis 1476 sowie eine konzise Darstellung der edierten Quellen bietet. Danach folgt die Edition der Urkunden in Latein und teilweise auch in Spanisch, in chronologischer Reihenfolge und ohne weitere Unterteilung oder Kommentare. Abschließend findet sich ein Index in zwei Teilen: Personen- und Ortsnamen. Die Schlichtheit der Edition verfehlt ihr Ziel zugegebenermaßen nicht, doch wäre ein sehr viel genaueres Inhaltsverzeichnis, das Orte und Daten der Provinzkapitel umfasst, wünschenswert gewesen, um eine schnellere Nutzung der Urkunden zu ermöglichen und damit die Effizienz der Arbeit mit dem Material zu erhöhen. In der Tat verfügen die Urkunden über keine regelmäßige Chronologie, denn der stattfindende Turnus des Provinzkapitels variierte: dies verlangt nach einer Orientierung innerhalb der Edition. Die Bereitstellung einer Begleit-CD, wie von den Edizioni Carmelitane für die zwei Bände des Corpus Constitutionum bereits praktiziert, wäre hier ebenfalls von Vorteil gewesen. [1]
Trotz dieser Kritik ist die Transkription der Urkunden gut organisiert, denn die schlichte Seitenformatierung stellt eine zügige Identifizierung der Textabschnitte sicher. Weil die Editoren sich auf die Transkription einer einzigen Textversion konzentrieren, wird das Lesen von den wenigen Fußnoten mit den verschiedenen Schreibvarianten kaum unterbrochen. Außerdem haben sich Velasco und Jiménez dazu entschlossen, die Namen der Karmeliten in der Form, wie sie im originalen Text geschrieben sind, zu transkribieren. Die unterschiedlichen Varianten, wenn es denn solche gibt, befinden sich dann wieder in den jeweiligen Einträgen im Personenindex (725-772), werden aber nicht im Laufe des Textes durch eine Fußnote gekennzeichnet. Das Gleiche gilt für die Ortsnamen (773-777). Kurzum: die Benutzerfreundlichkeit des Bandes lässt hier zwar zu wünschen übrig, Informationen gehen dadurch jedoch nicht verloren.
Die Editoren stellen ein lückenloses Corpus von Provinzkapitelakten zur Verfügung, die nicht im gleichen Ausmaß für die benachbarte Ordensprovinz Kastilien überliefert sind. Velasco und Jiménez stützen ihre Edition auf drei Handschriften aus der Universitätsbibliothek von Barcelona und aus dem Generalarchiv der Aragonesischen Krone, welches sich ebenfalls in der katalonischen Hauptstadt befindet. Die drei Handschriften beinhalten die Akten der karmelitischen Provinzkapitel von 1476 bis 1834, sind chronologisch geordnet und werden in der Einleitung kurz beschrieben. Allerdings enthält die Edition nur die erste und einen Teil der zweiten Handschrift, wird somit also lediglich bis ins Jahr 1683 geführt. Dies lässt auf eine Fortsetzung hoffen. Die Überleitung von der ersten zur zweiten Handschrift wurde lediglich durch einen Seitenumbruch gekennzeichnet (229): die Reihenfolge der Fußnoten wurde nicht geändert. Gelegentlich sind auch Abschriften von Urkunden, die nicht direkt aus der Arbeit des Provinzkapitels stammen, für seine Tätigkeit aber von Bedeutung waren, enthalten. Die Transkription dieser kopierten Urkunden illustriert, wie die karmelitische Provinz in die katalonische Gesellschaft integriert war und welche auswärtigen Akteure die Angelegenheiten des Provinzkapitels beeinflussen konnten.
Die Edition dieser Dokumente ist natürlich kein Selbstzweck, sondern eröffnet weitere Forschungsperspektiven. In diesem Fall bilden die konsequente Auflistung von Funktionsträgern innerhalb des Ordens, die systematische Registrierung der neu erlassenen Provinzstatuten, die Protokolle der Kontrollverfahren innerhalb der Klöster, sowie die Aufzeichnung der finanziellen Angelegenheiten der Provinz und die Aufnahme der zusätzlichen Urkundenkopien eine stabile Basis für weitere Untersuchungen über die Karmeliten Kataloniens in der Frühen Neuzeit. Solche Urkundeneditionen, die den Fokus auf das Funktionieren eines Ordens richten, sind für weitere Forschungsarbeiten über die karmelitische Geschichte unabdingbar. Denn die Observanz unterlag zum Beispiel im 16. Jahrhundert der endgültigen Trennung in Folge der charismatischen Aktionen einer Teresa von Avila oder eines Johannes vom Kreuz. Die Abspaltung der unbeschuhten Karmeliten erstreckte sich über viele Jahre und ist zentraler Gegenstand der Geschichtswissenschaft. Die vorliegende Edition der Provinzialakten Kataloniens erlaubt es nun sehr viel besser als zuvor, die unmittelbaren Konsequenzen der Spaltung zu relativieren, und den Einfluss weiterer Ereignisse auf die Gemeinschaften zu eruieren. Der Band gibt den Historikern die Möglichkeit, die Geschichte des Karmelitenordens aus einem neuen Blickwinkel heraus zu beleuchten.
Anmerkung:
[1] Edison R. L. Tinabuman / Emanuele Boaga (a cura di): Corpus Constitutionum Ordinis Fratrum Beatissimae Virginis Mariae de Monte Carmelo, Volume Primo: 1281-1456; Volume Quarto: 1995-2007, Roma 2011-2012.
Coralie Zermatten