Rezension über:

Wolfgang F. Meier / Werner Schäfke: Köln. Eine Stadtgeschichte in Bildern. Band 1-4, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2020, 777 S., ISBN 978-3-412-52006-9, EUR 99,00
Buch im KVK suchen

Rezension von:
Wolfgang Dobras
Stadtarchiv Mainz
Redaktionelle Betreuung:
Peter Helmberger
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Dobras: Rezension von: Wolfgang F. Meier / Werner Schäfke: Köln. Eine Stadtgeschichte in Bildern. Band 1-4, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2020, in: sehepunkte 21 (2021), Nr. 9 [15.09.2021], URL: https://www.sehepunkte.de
/2021/09/35109.html


Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Wolfgang F. Meier / Werner Schäfke: Köln

Textgröße: A A A

Die Kölner Stadtgeschichte in Bildern wird vom Verlag als "besondere Stadtgeschichte Kölns" beworben. Wer von dem Werk ein Kompendium der großen, von der Historischen Gesellschaft Köln herausgegebenen, auf 13 Bände angelegten "Geschichte der Stadt Köln" oder eine Kölner Geschichte in der Art der Objektgeschichten des ehemaligen Direktors des British Museum Neil MacGregor erwartet, wird jedoch enttäuscht. Bei den Bildern handelt es sich ausschließlich um circa 300 sehr hochwertige Farbaufnahmen von Kölner Bauten, Denkmälern und Kunstgegenständen aus der Zeit von der Antike bis in die Gegenwart, die der Kölner Berufsfotograf Wolfgang F. Meier um die Jahrtausendwende gemacht hat (und die zum Teil Zustände wiedergeben, die mittlerweile auch schon wieder historisch sind). Andere, für die Kölner Stadtgeschichte relevante Objekte bleiben daher außen vor, weil Meier sie offensichtlich nicht fotografiert hat: Aufnahmen von schriftlichen Dokumenten, wie etwa dem Verbundbrief von 1396, fehlen völlig (immerhin gibt es Foto und Text zum ältesten erhaltenen Stadtsiegel), aber auch Kunstwerke wie den Dreikönigsaltar Stefan Lochners sucht man vergebens.

Auf jeweils einer bis maximal zwei Seiten werden die auf den Fotos abgebildeten "Monumente" von dem ehemaligen Direktor des Kölner Stadtmuseums Werner Schäfke kenntnisreich erläutert. Schäfke hat auch die einleitenden Einführungen in die vier Bände verfasst, die den vier Epochen der Stadtgeschichte gewidmet sind: Auf Band 1 "Stadt an der Grenze", der mit den Römern beginnend die ersten 1000 Jahre behandelt, folgt unter dem Titel "Metropole am Rhein" der Band 2 zum Mittelalter, Band 3 "Vom Dreißigjährigen Krieg ins preussische Jahrhundert" schlägt dann einen Bogen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs und Band 4 schließlich thematisiert "Kölns Weg in die Gegenwart". Innerhalb der einzelnen Bände sind die Texte mit den Bildern - nicht immer einer erkennbaren Chronologie folgend - ohne Untergliederung aneinandergereiht, was die Orientierung erschwert. Dabei springt Schäfke nicht nur innerhalb der einzelnen Bände zwischen den Jahrhunderten, sondern immer wieder auch zwischen den Bänden bzw. Epochen. So findet sich im Band zum Mittelalter auch ein Text zu der modernen, 1955 angefertigten Oberbürgermeisterkette, die das alte, im Zweiten Weltkrieg verlorene Exemplar ersetzte. Ein Foto der 1937-1940 erbauten Kölner Markthalle in Band 4 dient Schäfke wiederum als Aufhänger, die Geschichte des einst auf dem Grundstück befindlichen mittelalterlichen Friedhofs der Kölner jüdischen Gemeinde einzuflechten.

Den abwechslungsreichen, mit viel Esprit geschriebenen Texten von Werner Schäfke merkt man an, dass hier jemand aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung aus einem überreichen historischen Wissen zur Geschichte Kölns schreibt und aus diesem Fundus heraus gut zu erzählen weiß. In den einleitenden, zum Essay tendierenden Kapiteln zu jedem Band, die auf 20 bis 30 Seiten einen Überblick zu Verfassung, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur geben und dabei natürlich, wie im Band 2, auch auf den Verbundbrief oder den Dreikönigsaltar eingehen, scheut Schäfke nicht davor zurück, große Linien zu ziehen. Manche der Aussagen, wie etwa vom "demokratischen" Charakter des Verbundbriefes (24), sollte man daher nicht auf die Goldwaage legen, da sie dem eher populärwissenschaftlichen Charakter des Buches geschuldet sind. Schäfke erzählt von Köln im Stile eines "Cicerone": Als anregender "Reiseführer" bietet das Buch ein Kaleidoskop der Kölner Stadtgeschichte, ist jedoch keine Stadtgeschichte. Als Nachschlagewerk taugt es aufgrund des fehlenden Namens- und Ortsregisters nicht. Unverständlich ist, dass Verlag und Autor gerade angesichts der Konzentration des Bandes auf die Kölner Topografie auf die Beigabe einer Stadtkarte Kölns verzichtet haben.

Wolfgang Dobras