Harald Marx / Eckhard Kluth (Hgg.): Glaube & Macht. Sachsen im Europa der Reformationszeit (= Katalog. 2. Sächsische Landesausstellung Torgau, Schloss Hartenfels 2004), Dresden: Sandstein Verlag 2004, 388 S., zahlr., meist farb. Abb., ISBN 978-3-937602-09-7, EUR 20,00
Inhaltsverzeichnis dieses Buches
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Diese Rezension erscheint auch in KUNSTFORM.
Gaby Mahlberg: The English Republican Exiles in Europe during the Restoration, Cambridge: Cambridge University Press 2020
Peter Jones: Liberty and Locality in Revolutionary France. Six Villages Compared, 1760-1820, Cambridge: Cambridge University Press 2003
Michaela Schmölz-Häberlein / Mark Häberlein (Hgg.): Halles Netzwerk im Siebenjährigen Krieg. Kriegserfahrungen und Kriegsdeutungen in einer globalen Kommunikationsgemeinschaft, Wiesbaden: Harrassowitz 2020
Die 2. Sächsische Landesausstellung des Jahres 2004 im eigens renovierten Torgauer Renaissanceschloss Hartenfels und benachbarten historischen Bauten war ein kulturhistorisches und mediales Ereignis ersten Ranges, das weit über 200.000 Besucher in das Städtchen an der Elbe lockte. [1] Torgau, heute meist durch das - medienwirksam nachgestellte - Zusammentreffen US-amerikanischer und sowjetischer Truppen 1945 bekannt, war einige Jahrhunderte zuvor, unter den ernestinischen Herzögen Sachsens, ein Zentrum der Reformation. Nach der Zeit Friedrichs des Weisen, insbesondere unter Kurfürst Johann Friedrich dem Großmütigen, diente es zeitweise als bevorzugte Residenz der Ernestiner. Im Zuge der Schlacht bei Mühlberg indes geriet Torgau 1547 in albertinischen Besitz und rückte in der Folge an die Peripherie des Kurfürstentums.
Zum Genius loci des Ausstellungsorts trug auch die Nähe Lucas Cranachs des Älteren zu den Wettinern bei. Die Schau hätte eigentlich bereits im Jahr 2003 und damit im 450. Todesjahr Cranachs stattfinden sollen, musste jedoch auf Grund des Elbehochwassers verschoben werden. Der Katalog unterstreicht daher die Bedeutung Cranachs für die Ausstellung, insbesondere im einleitenden Aufsatz von Harald Marx, dem Direktor der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister. Federführend bei der Ausstellungskonzeption waren die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, aus deren Besitz zahlreiche Exponate stammten. Weitere Leihgeber umfassten unter anderem das Cleveland Museum of Arts, den Prado oder private Besitzer.
Kuratorium und Beirat der Ausstellung waren hochkarätig besetzt. Die wissenschaftliche Umrahmung bietet ein eigener Aufsatzband, der 26 Beiträge namhafter Historiker, Theologen, Kunsthistoriker und Musikwissenschaftler versammelt, aber an dieser Stelle nicht besprochen werden kann. [2] Der Katalog der Ausstellung enthält dementsprechend mit Ausnahme der Einleitung keine längeren Texte, sondern Abbildungen ausgewählter Exponate und kurze Einführungs- und Begleittexte als Exponatbeschreibungen. Er bildet die Struktur der Ausstellung ab, die ohne große Überraschungen die innere und außenpolitische Konstellation der sächsischen Territorien, Frömmigkeitsformen und Verlauf von Reformation und Reichspolitik verfolgt und schließlich auch wirtschaftliche (Steuerpolitik, Silberbergbau) und im engeren Sinne kulturelle Aspekte (Musik, Kleidung, Hofleben, Bildung und Schulwesen) thematisiert.
Die Ausstellung verbindet sächsische Landesgeschichte des 16. Jahrhunderts mit der allgemeinen Geschichte des Reiches in der Reformationszeit - die im Titel versprochenen europäischen Aspekte kommen dagegen etwas kurz. Die abgebildeten Exponate umfassen die üblichen Ausstellungsstücke der Zeit, von Altarbildern über Flugblätter, Münzen und Medaillen bis zur Sakralkunst. Der Katalog versammelt das Erwartbare und bietet weder in Aufbau noch in der Auswahl der abgebildeten Exponate besondere Überraschungsmomente.
Zur Nachbereitung der Ausstellung erfüllt der Katalog somit sicherlich seine Erwartungen. Ein darüber hinaus gehender Einsatz etwa für die universitäre Lehre ist auf Grund der doch recht allgemein und kurz gehaltenen Einführungstexte, fehlenden Kartenmaterials, eines eher knappen Literaturverzeichnisses oder etwa des Mangels an passenden Auszügen aus schriftlichen Quellen, wie man sie mittlerweile in anderen Katalogpublikationen findet [3], nur bedingt zu empfehlen. Da aber an Einführungsliteratur und Quelleneditionen zur Reformationsgeschichte ohnehin kein Mangel herrscht, wird dies insgesamt zu verschmerzen sein. Der Katalog freilich fällt damit in die Kategorie Ausstellungsmitbringsel und Pflichtangebot im Rahmen üblicher Merchandisingprodukte größerer Ausstellungen.
Anmerkungen:
[1] Johanna Sänger: Rez. Glaube und Macht - Sachsen im Europa der Reformationszeit. 2. Sächsische Landesausstellung, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=24&type=rezausstellungen [11.07.2006]
[2] Harald Marx / Cecilie Hollberg (Hg.): Glaube und Macht. Sachsen im Europa der Reformationszeit. 2. Sächsische Landesausstellung Torgau, Schloß Hartenfels 2004, Aufsatzband, Dresden 2004.
[3] Rosmarie Beier-de Haan (Hg.): Zuwanderungsland Deutschland. Migrationen 1500-2005. Ausstellungskatalog Deutsches Historisches Museum Berlin, Wolfratshausen 2005.
Alexander Schunka