Michael Questier (ed.): Stuart Dynastic Policy and Religious Politics, 1621-1625 (= Camden Fifth Series; Vol. 34), Cambridge: Cambridge University Press 2009, XX + 427 S., ISBN 978-0-521-19403-7, USD 80,00
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ichael Questier kann als einer der besten Kenner der Geschichte des Katholizismus in England zwischen 1560 und 1660 gelten. Er hat zu dem Thema zahlreiche Publikationen vorgelegt und es dabei nie im Sinne einer engen Konfessionsgeschichte behandelt. Für ihn spiegeln sich im Verhältnis der Katholiken zur tendenziell feindseligen Mehrheitsgesellschaft, aber auch in den erheblichen Richtungsstreitigkeiten innerhalb der katholischen Minderheit politisch-konfessionelle Konfliktlagen wider, die die gesamte Monarchie der späten Tudors und frühen Stuarts kennzeichneten. Er hat stets betont, wie fließend letztlich die Grenzen zwischen "Papists" und den Anhängern der etablierten Kirche waren, zumal viele der Letzteren sich durchaus - selektiv - zu vorreformatorischen Traditionen bekannten. Die Korrespondenz, die er hier ediert hat - im Wesentlichen "Newsletters", also handschriftlich verbreitete Informationen über politische Ereignisse und die Aktivitäten der katholischen Minderheit in England - gehörte zu der umfangreichen Kommunikation zwischen dem katholischen Weltklerus in England und Rom sowie Priesterseminaren in Douai und andernorts.
Dem Weltklerus ging es vor allem darum, sich von der Dominanz der Jesuiten - die für die Missionstätigkeit in einer feindlichen Umgebung besser gerüstet waren - zu befreien. Er strebte daher die Einsetzung eines Bischofs für England durch Rom an, dessen Jurisdiktionsgewalt die Autorität der Orden eingeschränkt hätte. Mit dem Plan einer dynastischen Verbindung zwischen England und Spanien, den Jakob I. seit den frühen 1620er Jahren verfolgte und der 1622/23 einer Verwirklichung nahezukommen schien, bot sich eine Chance, diese Vorstellungen zu verwirklichen. Dabei legten viele Katholiken allerdings Wert darauf, sich dennoch von Spanien zu distanzieren, denn sie glaubten, dass der Hass der "Puritaner" eher Spanien gelte als den politisch "loyalen" englischen Katholiken an sich (154). Die Verhandlungen mit Spanien führten dann in der Tat dazu, dass den katholischen Untertanen Jakobs I. zeitweilig wirklich ein gewisses Maß an Toleranz gewährt wurde. Nach dem Scheitern der Heiratspläne wurde jedoch erneut Druck auf bekennende Katholiken ausgeübt. Der zeitweilige Zusammenbruch des politischen Konsenses, auf dem die Maßnahmen gegen Katholiken vor 1620 beruhten, hatte jedoch - das machen auch die hier edierten Korrespondenzen deutlich - weitreichende Konsequenzen: Zumindest die gemäßigten Anhänger der römischen Kirche waren hoffähig geworden und fanden unter den Gegnern der Puritaner innerhalb der Church of England auch Gesprächspartner, wenn schon keine Verbündeten.
Die Newsletters beleuchten auf diese Weise sehr gut eine für England kritische Umbruchsphase, in der sich die alten Gewissheiten der elisabethanischen Zeit mit steigender Geschwindigkeit auflösten und in der Katholiken am Hof wieder hoffen konnten, Einfluss auszuüben.
Ronald G. Asch