Rezension über:

Klaus Militzer: Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart: W. Kohlhammer 2005, 225 S., ISBN 978-3-17-018069-7, EUR 25,00
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Rezension von:
Arnd Reitemeier
Historisches Seminar, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Redaktionelle Betreuung:
Michael Kaiser
Empfohlene Zitierweise:
Arnd Reitemeier: Rezension von: Klaus Militzer: Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart: W. Kohlhammer 2005, in: sehepunkte 7 (2007), Nr. 11 [15.11.2007], URL: https://www.sehepunkte.de
/2007/11/9768.html


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Klaus Militzer: Die Geschichte des Deutschen Ordens

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Eine Darstellung der Geschichte des Deutschen Ordens, wie sie sich Militzer vorgenommen hat, kann zweifelsfrei als Desiderat der Forschung bezeichnet werden, stammt doch die letzte vergleichbare deutschsprachige Abhandlung von Hartmut Boockmann aus dem Jahr 1981. Zu Recht trug sie als Untertitel den Zusatz "Zwölf Kapitel aus seiner Geschichte", da Boockmann zentrale Aspekte der allgemeinen Geschichte des Ordens in Folge einer bewussten Konzentration auf die Geschichte des Ordens in Preußen außen vor ließ. [1] Militzer hat wiederholt selbst grundlegend zur Geschichte des Deutschen Ordens gearbeitet und legt nun eine zusammenhängende, systematische und dabei möglichst alle Bereiche abdeckende Darlegung vor. [2]

Der Werk gliedert sich in fünf unterschiedlich lange Teile: Das nach der Einleitung erste und zugleich längste Kapitel des Buchs ("Entstehung und Ausbreitung des Deutschen Ordens im 13. Jahrhundert") ist weitgehend chronologisch aufgebaut und beginnt mit der (nicht bis ins Letzte zu klärenden) Gründung des Ordens vor Akkon um 1190. Parallel zur Überlieferungsdichte untersucht Militzer dann die weitere Entwicklung des Ordens insbesondere unter dem Hochmeister Hermann von Salza (ca. 1180-1239). Systematisch vorgehend stellt Militzer dann die Verwaltungsstruktur, die Gründung und Entwicklung der einzelnen Balleien sowie die Eroberung und Erschließung in Preußen und in Livland dar.

Das zweite Hauptkapitel ist der "Blütezeit des Deutschen Ordens 1309-1410" gewidmet, wobei sich Militzer bemüht, der Entwicklung der Herrschaft im Ordensland Preußen, in Livland und im Reich die jeweils gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Das dritte Hauptkapitel gilt den gut 150 Jahren zwischen der Schlacht bei Tannenberg (1410) und der Umsetzung des Vertrags von Wilna (1562), als der Landmeister Gotthard Kettler das Herzogtum Kurland als Lehen vom polnischen König empfing und damit auch die Herrschaft des Deutschen Ordens in Livland endete. Wie beim vorangegangenen Kapitel untersucht Militzer den preußischen Ordenszweig, den livländischen Ordenszweig und die Balleien im Reich in einzelnen Unterkapiteln. Das vierte und letzte Hauptkapitel umfasst einen sehr kurzen Ausblick der Geschichte des Deutschen Ordens vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert.

Militzer geht es in erster Linie darum, die Geschichte des Deutschen Ordens zusammenhängend und vorsichtig abwägend zu erzählen. Dabei treten zwei Schwerpunkte hervor: Zum einen ziehen sich die Veränderungen in den Ämtern und Funktionen wie ein roter Faden durch das Werk. Zum anderen bemüht sich Militzer darum, die verschiedenen Regionen, in denen der Deutsche Orden aktiv war, gleichmäßig zu betrachten. Schon auf Grund der heterogenen Quellenlage ist dies nicht in allen Bereichen gleich intensiv möglich, doch fließen gerade beispielsweise bei den Betrachtungen der deutschen Balleien die grundlegenden Ergebnisse der Forschung der letzten Jahrzehnte in die Abhandlung ein.

Militzers Abhandlung ist mit insgesamt 225 Seiten ein schmaler und gut lesbarer Band. Leider beschränkt sich die wissenschaftliche Dokumentation auf 354 vielfach sehr kurze Anmerkungen. Der Leser bekommt also nur das Nötigste an ergänzenden Informationen, doch lässt das Literaturverzeichnis nicht nur bei der deutschsprachigen Literatur, sondern auch bei den englischen und polnischen Forschungen nur wenige Wünsche offen. Das Buch stellt also die seit langem gewünschte Synthese des Deutschen Ordens als eine der länderübergreifenden politisch wie kulturell herausragenden Institutionen mit einem klaren Schwerpunkt auf der Geschichte des Mittelalters dar.


Anmerkungen:

[1] Hartmut Boockmann: Der Deutsche Orden, 4. Auflage, München 1999.

[2] Siehe von Klaus Militzer insbesondere: Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, in: Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens Bd. 16, 2. Auflage, Marburg 1981. Derselbe: Von Akkon zur Marienburg. Verfassung, Verwaltung und Sozialstruktur des Deutschen Ordens 1190-1309 (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens; Bd. 56; Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens; Bd. 9), Marburg 1999.

Arnd Reitemeier