Ioan-Aurel Pop: Cultural Diffusion and Religious Reformation in Sixteenth-century Transylvania. How the Jesuits Dealt with the Orthodox and Catholic Ideas, Lewiston, N.Y.: Edwin Mellen Press 2014, III + 217 S., ISBN 978-0-7734-0066-5, USD 149,95
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Diese Rezension erscheint auch in der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung.
Das Buch gibt, wie Norman Housley in seinem Vorwort bemerkt, einer englischsprachigen Leserschaft die Gelegenheit, mit der Arbeit eines der bekanntesten rumänischen Historiker, Ion-Aurel Pop, und mit Siebenbürgen als einer der interessanten Geschichtslandschaften Europas vertraut zu werden. Es scheint dieser Anspruch gewesen zu sein, der auch die Intentionen des Autors leitete; anders wäre kaum zu erklären, warum einer Abhandlung mit diesem Titel zunächst eine Miszelle zur historischen Herleitung des Landesnamens (Transsilvanien) und dann ein Abriss zur Landesgeschichte von der Antike bis zum Ersten Weltkrieg vorgeschaltet wurde. Was für den möglicherweise sowohl mit Pop als auch mit Siebenbürgen bereits bekannten Leser daran nützlich ist, bildet gleichzeitig die chronologische Achse des gesamten Buches: die Information, dass Siebenbürgen nach der Dreiteilung Ungarns im Gefolge der Schlacht von Mohács 1526 zwar aufhörte, eine eigene Woiwodschaft innerhalb dieses Staatsverbandes zu bilden, sein Staatsgebiet aber im Vergleich zur vorhergehenden Zeit verdoppelt hat (17). Die europäische Besonderheit, eine staatliche Einheit aus drei offiziellen Nationen (das heißt Ungarn, Sachsen, Szekler) und vier anerkannten Religionen (das heißt Luthertum, Calvinismus, Unitarismus, Katholizismus) zu bilden, spielte sich also in einem zwar begrenzten, keineswegs aber marginalen Rahmen ab. Hinzu kommt als weitere Besonderheit, dass die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe, die von Pop sogenannten "Rumänen", als Orthodoxe weder national noch konfessionell gleichgestellt waren; die Anstrengung des Verfassers, immer wieder auf diese Gruppe zu sprechen zu kommen, ist deshalb sinnvoll und nützlich.
Das Hauptargument des Buches ist, dass es in den drei Jahrzehnten nach dem Zerfall des ungarischen Staates in Siebenbürgen zu einer protestantischen Expansion gekommen sei (1540-1570), die von einer Art katholischen Reconquista, angeführt von den Jesuiten, in den folgen drei Dezennien abgelöst wurde (183). Dabei sei, so Pop, das neue katholische kulturelle Modell, vor allem was den Erziehungs- und Ausbildungssektor angeht, in die protestantischen und orthodoxen Strukturen implementiert worden - will heißen, es ging den Jesuiten, in dieser Lesart, vor allem um die Abwerbung von Gefolgsleuten aus den anderen konfessionellen Lagern. Insgesamt habe sich so ein Modell der Kohabitation eingespielt, das von den Triebkräften der Kooperation und der Rivalität gleichermaßen geleitet wurde und auf der Basis einer "Toleranz" (die der Verfasser erfreulich funktional sieht; 3, 50ff.) dem Land ein eigenes Gesicht gegeben und es trotz oder gerade wegen der konfessionellen Verschiedenheit mit den Hauptströmungen der europäischen Kultur jener Zeit in Einklang gebracht habe (184f.).
Die sichtlich auseinanderfallenden (Haupt-)Teile des Buches können aufgrund dieser Generalthese in einen logischen Zusammenhang gebracht werden - auch wenn nicht verschwiegen sei, dass weder das Kohabitationsmodell expliziert noch die kulturelle Bedeutung der religiösen Verschiedenheit Transsilvaniens durch Vergleiche oder wenigstens Seitenblicke auf andere europäische Staaten (Polen-Litauen hätte sich, schon wegen manifester politischer Verflechtungen, förmlich angeboten) erhärtet wird. Dennoch bleibt der Anspruch gewahrt, sowohl eine Religionsgeschichte Siebenbürgens als auch eine Geschichte der jesuitischen Mission in diesem Teil Europas zu schreiben. Der Verfasser macht die relative Schwäche des Katholizismus in Siebenbürgen am Vorabend der Reformation deutlich, beschreibt den dortigen Siegeszug des Calvinismus und weist immer wieder auf den Zusammenhang von Konfessions- und Nationsbildung (im Sinne der siebenbürgischen "nationes") hin. Der große Gewinn des Buches liegt sicherlich darin, die Lage der Rumänen ("Valachi" in der Quellensprache) sehr differenziert nachzuzeichnen: Wie sich aus ihrem Status der - bestenfalls - geduldeten orthodoxen Religion im 16. Jahrhundert die Aufforderung zur Konversion entwickelte, was sich angesichts der geringen Erfolgsquote zu einem System der Diskriminierung auswuchs, unterbrochen nur durch die Regierung des orthodoxen Fürsten Mihai Viteazul (1599-1601) - und doch verbunden mit dem Katholizismus in einer Art "political partnership" (155), gerichtet gegen die Osmanen, aber auch gegen die Protestanten. Die Erfolgsgeschichte etwa der Jesuitenmission in Alba Iulia erklärt sich daraus, aber auch die Fehleinschätzung des prominenten jesuitischen Intellektuellen Antonio Possevino, der meinte, die Rumänen müssten doch, als Sprecher einer neo-lateinischen Sprache, leicht für den Katholizismus zu gewinnen sein (169).
Schade ist, dass die Einzelkapitel des Buches in Länge (zwischen drei und fünfzig Seiten) wie Inhalt stark divergieren. So ist beispielsweise die ethnische Situation im Siebenbürgen des 16. Jahrhunderts aus der Sicht von ausländischen Intellektuellen (77ff.) zwar fraglos ein höchst anregendes Thema und gehört auch irgendwie in den Gesamtzusammenhang, wird aber - genauso wie eine Reihe weiterer Klein- und Kleinstkapitel - nicht substantiell mit diesem verbunden. Manche Überschrift weckt falsche Erwartungen, und man hat den Eindruck, dass die Teile des Buches separat geschrieben und nur für den Zweck dieser Publikation vereinigt wurden. Das nimmt der Darstellung einen Teil ihrer Stoßkraft, und gerade der im Untertitel angedeutete paradoxe Zusammenhang von katholischer Erneuerung und orthodoxer Emanzipation, in einem Land mit vorherrschend protestantischen Eliten, bleibt so zu schwach beleuchtet. Ihn aber hergestellt zu haben und damit das Feld für weitere religionsgeschichtliche Studien bereitet zu haben, ist das Verdienst des vorliegenden Buches. Es lohnt sich nicht nur für englischsprachige Leser, dies nachzuvollziehen.
Thomas Wünsch